Zwischen Aufbruch und Ausgrenzung: Rückblick auf den FDP-Bundesparteitag 2025

Neuer Vorsitz
von Links: Tim Wagner, Torsten Klöppel, Christian Dürr, Christian Stonek

Rückblick auf den Bundesparteitag der FDP

Am 16. und 17. Mai 2025 kam die Freie Demokratische Partei in Berlin zu ihrem Bundesparteitag zusammen – ein Parteitag, der unter dem Eindruck der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl stand. Mit nur 4 % der Stimmen verpasste die FDP den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag und steht vor einer ihrer größten Herausforderungen seit Jahrzehnten.

Turnusgemäß wurde ein neuer Bundesvorstand gewählt. Christian Lindner, der die Partei seit 2013 geführt hatte, stellte sein Amt zur Verfügung und trat nicht erneut an. In seiner Abschiedsrede erinnerte er an die Erfolge, aber auch an die schwierigen letzten Jahre. Er wurde mit langanhaltendem Applaus verabschiedet. Die Delegierten wählten Christian Dürr mit 82 % der Stimmen zum neuen Bundesvorsitzenden. Auch mehrere neue stellvertretende Vorsitzende und Beisitzer*innen wurden in den Bundesvorstand gewählt.

Der Parteitag wurde stark von personellen Entscheidungen und langen Aussprachephasen geprägt. Inhaltliche Debatten und zukunftsweisende Beschlüsse gerieten dabei leider in den Hintergrund. Viele Delegierte äußerten im Nachgang den Wunsch, künftig den Fokus wieder stärker auf programmatische Arbeit und klare politische Botschaften zu legen.

Für den FDP-Landesverband Thüringen war der Bundesparteitag ein Wechselbad der Gefühle. Während es gelungen ist, engagierte Kandidatinnen wie Dr. Lydia Hüskens und Linda Teuteberg sowie den wiedergewählten stellvertretenden Vorsitzenden Wolfgang Kubicki mit guten Ergebnissen in den Bundesvorstand zu bringen, bleibt die strukturelle Repräsentation des Ostens insgesamt schwach. Besonders bedauerlich ist die nach wie vor spürbare Ausgrenzung des Thüringer Landesverbands – auch durch zentrale Landesverbände wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Trotz mehrfacher Gesprächsangebote gab es kein erkennbares Bemühen um einen einheitlichen, integrativen Kurs.

Gleichzeitig konnte unser Landesverband wichtige persönliche Kontakte und neue Netzwerke pflegen und aufbauen – insbesondere mit Delegationen aus Bayern, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Der Austausch war offen, konstruktiv und ermutigend. Diese Gespräche bilden eine Grundlage für stärkere Zusammenarbeit und mehr Sichtbarkeit unserer Perspektiven im Bundesverband.

Insgesamt bleibt der Eindruck eines Parteitags mit Licht und Schatten: Die personelle Neuaufstellung ist ein notwendiger Schritt, doch der Umgang mit innerparteilichen Spannungen – insbesondere gegenüber Thüringen – lässt weiterhin Fragen offen. Die FDP steht vor der Aufgabe, Vertrauen zurückzugewinnen, politische Klarheit zu schaffen und sich als geschlossene, moderne Kraft neu aufzustellen. Der Bundesparteitag hat hierfür erste Schritte eingeleitet – entscheidend wird jedoch sein, wie entschlossen diese nun umgesetzt werden.

Torsten Klöppel

FDP Thüringen

BPT 2025